Sonntag, 20. März 2016

Wenn selbst der Arzt staunt...

Widmen wir uns doch heute mal wieder den Besonderheiten meines überaktiven Darmtrakts. Einfach mal eine kleine Aufzählung aller kuriosen und manchmal gar unlogischen Reaktionen auf bestimmte Medikamente, Behandlungsmethoden und Ernährungspraktiken.
Das Vollkornprodukte grundsätzlich gesund sind, lernt man ja schon in der Grundschule. Viele gute Ballasstoffe, die sättigen und den Darm beschäftigen, um für eine wohlige Verdauung zu sorgen. Deshalb wird gerne auf Müsli, Vollkornbrötchen und Kerne im Salat zurück gegriffen Soviel zur Theorie. In der Praxis passiert bei mir folgendes: Nach zwei Scheiben Biovollkornbrot liege ich die ganze Nacht mit Blähungen wach. Oder quäle mich damit durch den Tag. Müsli weckt Darminius dermaßen auf, dass ich locker drei bis sechs Mal am Tag länger aufs Klo muss. Was gerade beim Arbeiten eigentlich schwer geht. Außer man ist zufällig Tester für Klobrillen. Bin ich aber nicht.
Getrockne Feigen oder Datteln sind ja schrecklich lecker, keine Frage. Aber mehr als 2 sollte ich davon echt nicht essen. Sonst droht Durchfall.
Also gilt für mich tatsächlich der Umkehrschluss: Brot, am besten ohne Körner, ohne Roggen (allergisch), sehr fein gemahlen. Oder schlicht Weissbrot. Ist auf die Dauer aber langweilig. Ich habe in meiner Stadt sage und schreibe einen Bäcker gefunden, der ein 100%tiges Dinkelbrot macht, dass KEIN Vollkornbrot ist. Ballaststoffarme Ernährung, und wenn dann gut verarbeitet z.B. als Haferbrei.

Bei den Medikamenten für Reizdarmpatienten gibt es auch nicht das Patentding für mich. Bekannt ist Iberogast, ein Kräuterauszug für Magen und Darm, sehr bitter, hilft bei Völlegfühlen, Magendruck und Übelkeit. Gegen Durchfall und Darmkrämpfe kann ich mich allerdings nicht auf das Zeug verlassen. Und auch mein seit 10 Jahre chronisches Sodbrennen (habe das mehmals abchecken lassen, keine Folgen bisher für meine inneren Organe) am Abend wird dadurch nicht gelindert. Dafür habe ich Heilerdekapseln, die angeblich bei regelmäßiger Einnahme Verstopfungen  auslösen sollen. Öhm....nö. Bei mir gar nicht. Auch nicht bei sechs Stück am Tag.  Nicht mal auf Blocker wie Loperamid springt mein Darm tagelang an...ich habe mal 7 an einem Tag genommen, weil ich so schlimmen Durchfall hatte, der nicht aufhören wollte. Der Notarzt schüttelte nur verständnislos den Kopf und meinte: "Sie werden die Verstopfung ihres Lebens bekommen!!" Am nächsten Tag war der Durchfall weg, aber meiner Verdauung gings ganz normal. Nix mit Gummipropfen im Allerwertesten. Kein Darmverschluss. Mit dieser Anekdote habe ich schon mehrere Gastroenterologen in Erstaunen versetzt.

Wo andere Menschen hingegen meinen, das wirkt soooo sanft, das merktste gar nicht....seufz! Da dreht mein Bauch oft am Rad. Siehe Homöopathie. Hatte einen echt fähigen Arzt aufgetan, der mir nach ausführlicher Anamnese das zu mir passende Mittel verschrieb, ich las den Text darüber im Internet nochmal durch, da hatte jemand meinen Charakter und meine Beschwerden sehr genau erfasst. Nach drei Tagen ging es mir körperlich und seelisch dermaßen mies, dass die Behandlung abgebrochen werden musste. Erstverschlimmerung in so hohem Grade, dass es nicht ging. Derselbe Effekt mit einem alternativen Mittelchen. Damit war dieser Weg auch geschlossen

Das vegetative Nervensystem ist ein Mysterium. Soviel habe ich gelernt. Und wenn ich sieben Wochen in der Kur bin, an einem sicheren Ort und nur Gutes für mich tue, mich total aufgefangen fühlen kann und mich selbst um nichts  kümmern muss, kein Essen kochen, keine Tagesstruktur planen...dann gehe ich so entspannt durch den Tag, dass es mir sieben Wochen gut geht. Ohne Beschwerden, außer dem Sodbrennen. Das war das Paradies in Bad Kissingen. Aber unser Alltag sieht anders aus. Die Seifenblase ist schnell wieder geplatzt. Man versucht, vieles davon mit hinüber zu nehmen, aber wenn man täglich Geld verdienen und den Erwartungen anderer Menschen stand halten muss, ist man sooo schnell wieder bei Null angekommen. Disziplin ist nicht gerade eine meiner Stärken. Meditierend den Tag zu beginnen, dafür bin ich morgens viel zu müde. Sport treiben nach der Arbeit? Echt jetzt?? Ich fühle mich so geschafft vom Tag, dass ich nur noch nach Hause will, meine Ruhe haben. Meine Rollenspielrunde zu sehen ist einmal in der Woche schon das höchste der Gefühle. Und am Wochenende muss, wenn ich samstags nicht gerade arbeite, Zeit für Beziehungspflege sein. Tut dem Herz und Bauch ja auch gut.

Das war nur ein kleiner Einblick in den Kosmos der RDS-Heilungswelten. Vielleicht läuft mir das ultimative Medi ja noch über den Weg. Bis dahin werde ich bestimmt noch viele Ärzte staunen lassen.




Montag, 28. Dezember 2015

Besinnliches zur Weihnachtszeit

Besinnliches zur Weihnachtszeit oder die Angst vor'm Braten

Weihnachten verbinde ich mit Kerzen, Tannenbaum, Geselligkeit, Geschenken.....und mit ESSEN! Selbstgebackene Kekse, Galadinner mit vier Gängen, üppige Desserts bestehend aus Fett und Zucker, dazu gerne alkoholische Getränke wie Rotwein, Sekt oder Punsch. Selbst der faulste Kochmuffel wird an Weihnachten wie magisch in die Küche gezogen, um seinen Lieben doch noch kulinarische Köstlichkeiten zu servieren. Weil es so schön ist. Und man so viele Menschen auf diese Weise glücklich machen kann. 
Reizdarmpatienten bekommen schon im September beim Blick in ihren Kalender Stresspickel. Das große Fressen naht mit ungnädiger Schnelligkeit. Und die Fragen im Kopf fangen an, lauter zu werden. "Spielt mein Bauch diesmal mit? Was ist, wenn ich wieder nur Tee und Weißbrot vertrage? Wie erkläre ich den Verwandten und Freunden die Situation?" Die Erwartungen der Gastgeber sind bei solch festlichen Anlässen natürlich besonders hoch. Am schlimmsten ist es, wenn man vorher immer gefragt wird, was man denn gerne essen möchte, wenn extra das Lieblingsgericht gekocht werden soll. Denn obwohl man in den Tagen zuvor relativ problemfrei verdauen konnte, gehts gerade an Weihnachten dann oft abwärts und zwar schneller, als einem lieb ist. 
Und wie fühlt man sich wohl, wenn beim Dinner alle erwartungsvolle Blicke auf den Gänsebraten mit der himmlichen Füllung ruhen, man selber aber nur vorsichtig Reis ohne alles kaut...? Genau, wie ein Spielverderber, der nur zu etepetete ist, um die Kochkünste des Gastgebers zu würdigen. Schon sehe ich über den Köpfen der anderen Tischgäste die Vorwürfe und das innere Augenverdrehen Sie halten das für total übertrieben. Da kann man doch wenigstens an Weihnachten mal ne Ausnahme machen, also bitte. 
Glaubt mir, wenn Sodbrennen, Bauchkrämpfe und Durchfall die lichtvolle Zeit durchziehen, dann haben solche Vorsichtsmaßnahmen NICHTS mit Übertreibung und Affigkeit zu tun! Wir RDS-Leute sind diejenigen, denen die Schuldgefühle wegen ausgeschlagener Essensangebote fast aus den Ohren wieder raus kommen. Und vor Jahren konnte ich Rotwein auch noch genießen...aber mittlerweile habe ich zu oft schlechte Erfahrungen gemacht und wenn ich trotz voller Hausbar bei Wasser und Limo bleibe, dann weiss ich genau, warum. 
Manchmal habe ich Glück, wie in diesem Jahr. Bis jetzt hält Darminius wacker durch und es reicht, auf Alkohol und Allergene zu verzichten. Die Angst, dass es morgen wieder schlechter sein wird, bleibt aber immer treu an meiner Seite. Nach dem üppigen Essen der letzten Tage muss ich jetzt etwas kürzer treten, dem sensiblen Bauch eine kleine Ruhezeit gönnen mit leicht verdaulicher Kost. Viel Wasser trinken. Silvester steht an. Und schon sehne ich mich nach Beruhigungsmitteln. 
In diesem Sinne einen guten Rutsch!

Freitag, 13. November 2015

Die Kunst, unser Päckchen zu tragen


Manchmal wird man durch Menschen inspiriert, die ein noch größeres "Paket zu tragen" haben, als man selbst. In meinem Fall sind das die Morbus Crohn-Patienten. Eine traf ich 2009 im Klever Krankenhaus, als ich über Weihnachten dort als Notfall eingewiesen wurde, weil ich so oft Durchfall hatte, dass die Mangelerscheinungen meines Körpers ihren Tribut forderten. Schwindel, Flüssigkeitsarmut, etc. Ich lag also am Tropf mit schlimmen Bauchkrämpfen, als ich meine Bettnachbarin kennen lernte. 22 Jahre alt, in der Lehre als Krankenschwester in eben diesem Krankenhaus, total nett und offen...und Morbus Crohn seit Monaten. Mit Fieberschüben, 10 bis 20 Mal nachts aufs Klo rennen. Jede verdammte Nacht! Ich hatte nach einem Tag ohne Gerenne wieder die Kraft, aufzustehen, und konnte meine Reserven wieder aufbauen. Sie lag mit 39 Fieber im Bett und wartete auf die nächste Cortisonflasche. Bei näherem Nachfragen, was sie denn so isst, von wegen besondere Ernährung, kam der trockene Kommentar: "Ich esse alles, worauf ich Lust habe! Kommt ja nachts sowieso alles wieder raus." Sie war einer der nettesten, herzlichsten Menschen, die ich jemals getroffen habe. Und ich war zum ersten Mal erleichtert, dass ich "nur" tagsüber meine Probleme hatte. Und auch mit Pausen von ein bis zwei Tagen. 
Ein Jahr später, ich war gerade aus dem Gröbsten raus, was meine Depressionen und meine Angststörung wegen Darminius betraf (die Angst, es nicht rechtzeitig zum Klo zu schaffen und deshalb nicht mehr weiter weg zu fahren, also nur noch in sicheren Umgebungen sein zu können), erzählte mir eine meiner engsten Freundinnen von einer anderen Morbus Crohn-Geschädigten, die immer mit Wechselwäsche, Klopapier, Mülltüte und Klappspaten bewaffnet durch die Gegend zieht. Sie hatte sich eines Tages entschieden, ihr Leben nicht mehr von ihrer Erkrankung bestimmen zu lassen. Also immer mit gepacktem Rucksack dabei, auf alle Eventualitäten vorbereitet. 
Ich fand diese Einstellung bewundernswert und habe seitdem auch immer mein eigenes "Notfall-Kit" dabei. Das beinhaltet jetzt zwar nicht den Klappspaten, aber die fragenden Blicke, wenn man beim Tasche durchsuchen Klopapier, ne Tüte und nen frischen Slip auspackt, sind immer wieder echt amüsant. Und der interessante Nebeneffekt dabei: Weil ich die Sicherheit habe, auf alles vorbereitet zu sein, sinkt die Wahrscheinlichkeit, solch einen Notfall wirklich zu erleben. Ich trickse meine Psyche und meinen Darm also ein bißchen aus. Brauchte dafür nicht mal Verhaltenstherapie. 
Lernen, mit einer chronischer Erkrankung zu leben, ist ein Prozess und funktioniert nicht sofort. Manchmal gehe ich ganz cool damit um, an anderen Tagen macht es mich wieder total fertig, nicht zu den "normalen" Leuten zu gehören. Dann wünsche ich mir nichts anderes, als eine ganz normale Verdauung zu haben, ohne den ganzen Mist. Deshalb an alle "Nomalen" eine Bitte: Habt Geduld mit uns. Wir Reizdarmmenschen sind komisch, ich weiss, wir haben echt bekloppte Probleme und es dreht sich immer alles ums Essen, Blähungen, Klosuchen und spontane Zusammenbrüche. Aber in den Zeiten, in denen wir neuen Mut finden, in denen mal Ruhe herrscht im Bauch und wir scheinbar vor Lebenslust strotzen, geben wir alles an Liebe und Spass wieder zurück, was ihr uns geschenkt habt! Versprochen!

Mittwoch, 7. Oktober 2015

Bitte entspannen Sie sich JETZT!


Als Reizdarmgeschädigte hört man früher oder später von einem Arzt oder einer Therapeutin, dass eine erlernte Entspannungsmethode grundsätzlich empfehlenswert sei, um eine der Ursachen dieser Erkrankung, nämlich Stress, zu reduzieren. Also machte ich mit 18 Jahren den ersten Versuch mit einem VHS Kurs Autogenes Training. Ich war eindeutig die jüngste Teilnehmerin und während ich so in bequemen Klamotten und mit Wollsocken auf einer Matte lag und mir vorstellte, wie meine rechter Arm gaaaaaanz schwer wird, lauschte ich dem sonoren Schnarcher links neben mir. Hm. Da schien jemand wohl sehr schnell auf diese Methode anzuspringen. Irgendwie machte der mich neidisch. Ich übte ein paar Mal zuhause, aber beim zweiten Teil, in dem man durch reine Fantasie die Wärme in die Körperzonen sendet, streikten meine notorisch eisigen Frauenfüße immer. Schwere ging, Wärme wollte nicht so. Und meinem Bauch schien es auch wenig bis gar nicht zu interessieren, was ich da tat.
Als ich 2010 mit schwerer depressiver Episode und damit verbundenen täglichen Durchfällen im Krankenhaus in Bethel landete, wurden dort geführte Imaginationsübungen nach Luise Reddemann mit den Patienten erarbeitet. Wir wanderten imaginär durch blühende Landschaften, erschufen unseren geschützten Ort, ladeten unnötiges Gepäck ab und wurden ein Baum. Begleitet durch die irre sanfte Stimme der Therapeutin konnten auch hierbei einige Leute endlich den Schlaf nachholen, der sich nachts nicht einstellen wollte. Ich fands total schön und hatte ne Menge angenehmer innerer Bilder, aber die Durchfälle konnten die auch nicht stoppen Vielleicht hätte ich lieber einen Staudamm visualisieren sollen. Oder einen Felsblock. 
Wahrnehmungsübungen halfen mir zumindest dabei, mich auf verschiedenen Körperteile zu konzentrieren und mal vom Bauch weg zu gehen. Und bei innere Unruhe oder Abwärtsspiralen kann ich auch heute noch sehr gut das "Pendeln" aus meiner Kur in Bad Kissingen im Winter 2013 anwenden, dass mich ablenkt und aus den Verzweiflungsgedanken holt: Man stellt sich vor ein Bild an der Wand und beschreibt eine Minute lang, was man sieht. Keine Bewertungen, nur sachliches Beschreiben. Dann wechselt man zu dem Problem, das einen gerade beschäftigt und spricht seine Gedanken dazu laut aus. Nach einer Minute wechselt man wieder zu dem Bild an der Wand. Es ist egal, ob man sich wiederholt. Meistens entdeckt man beim Beschreiben immer noch neue Kleinigkeiten. Dann wieder zum Problem pendeln.Und so weiter, bis man ruhiger atmet und sich distanzierter fühlt. Klappt oft bei mir.
Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen stand auch auf dem klinischen Therapieplan. Das funktioniert definitiv leichter, als Autogenes Training, weil man seine Muskeln erst fest anspannt und dann los lässt. Den Rest macht der Körper quasi von selbst. Hier wurden Schnarcher glücklicherweise immer wieder von unserer Körpertherapeutin geweckt. Ziel sollte ja schließlich nicht Einschlafen, sondern bewusste Entspannung im Wachzustand sein. 
Zum Schluss noch ein Geständnis: Auch mir ist das schon einmal passiert mit dem Einschlafen! Das war beim Theta-Drumming in Bad Kissingen. Wer jetzt nur Bahnhof versteht stelle sich vor, man liegt in der Mitte eines großen Kreises von Trommlern und alle schlagen denselben Rhythmus, der die Thetawellen des Hirns anregt. Die sind besonders aktiv, wenn man in den Schlaf hinüber gleitet. Entspannungshirnwellen also. Ich dachte: "Klaaaar, wenn 40 Menschen auf schamanischen Handtrommeln rumhauen, dann ist das sicher tooootaaal entspannend. Haha. Sehr witzig."
Ich habe geschnarcht.



Dienstag, 29. September 2015

Kindheitserinnerungen


Wie kann man sich als Nicht-Betroffener ein Leben mit dem Reizdarm vorstellen? Nun, vielleicht kennt Ihr das ja, wenn man vor einer wichtigen Prüfung oder einem Bewerbungsgespräch öfter als gewöhnlich aufs Klo rennen muss. Angst ist ein hervorragendes Abführmittel. Immer dann, wenn der Stresspegel in die Höhe schiesst, reagieren tausende von Nerven in unserem "zweiten Gehirn", dem Darm, und kurbeln die Verdauung plötzlich extrem an. Das ist weit verbreitet und gilt als normal. So habe ich auch schon als Kind auf Schulstress mit Bauchschmerzen und Durchfall reagiert. 
Das ganze setzte sich bei mir allerdings auch bei sogenanntem "positiven" Stress fort: Wenn ein lang ersehnter Kinobesuch anstand oder ein Urlaub. Die Vorfreude und Aufregung kamen unten an, denn mein Bauch erkannte da keinen Unterschied zu "negativem" Stress. Durch Neurodermitiserscheinungen an Armen und Beinen kam ich zum Hautarzt, der eine Allergie auf Zitronensäure und Schokolade diagnostizierte. Unnötig zu sagen, wie frustig das Weihnachten gewesen ist, wenn ich mit Neid auf die Schokitafeln meiner Schwester starrte und grummelnd meine Karamellbonbons lutschte. Klar waren die auch lecker. Aber gegen Schokolade konnten die einfach nicht anstinken. Glücklicherweise machte sich diese Allergie mit den Jahren vom Acker, dummerweise um anderen Platz zu schaffen. Hausstaubmilben waren böse Hustenauslöser, also keine Tiere mit Fell oder Federn, weg mit dem Hamster. (Fische sind doch auch nett. Und so schön bunt.)
Dann einige Jahre im Sommer plötzlich Sonnenallergie.... wieder Juckreiz, wieder mal die Haut. 
Nachdem ich nun viel über die Darmschleimhaut und ihre Flora gelesen habe, weiss ich, dass es einen Zusammenhang zwischen den Schleimhäuten des Körpers und auch der Haut außerhalb gibt. Die Überempfindlichkeiten ziehen sich durch mein Leben, mittlerweile seit 7 Jahren Pollenallergie, mit der ich als Kind nie etwas zu tun hatte, Kreuzallergien mit Haselnüssen und Äpfeln. Laktoseintoleranz. Orangen haben mir schon als Kind eine blutige Zunge beschert. 


Jugendzeit


Mit 18 Jahren hatte ich meine erste Magen- und Darmspiegelung. Aufgrund von nicht näher zu bestimmenden ständigen Beschwerden. Kurz zuvor war ich mit schlimmen Krämpfen im Krankenhaus gelandet, wo eine Bauchspiegelung durchgeführt wurde. Die Ergebnisse der Eingriffe liessen sich wie folgt zusammen fassen: Alles bestens! Super Werte, alles gesund. Der Internist kam zu dem Schluss, dass es "wohl psychosomatisch" sein müsste. Das war das erste Mal dass ich dieses Wort hörte. Die Seele machte also die Schmerzen, die Blähungen, den Dünnpfiff? Ok, das war neu. Ich bekam fortan alle zwei Tage eine Fussreflexzonenmassage. Das waren Schmerzen... Meine Güte, jedes Drücken unter der Fußsohle liess mich innerlich die Wände hochgehen. Der Masseur (älteres Semester und fast taub) meinte, mein komplettes vegetatives Nervensystem sei im Eimer. Vegetativ hatte nichts mit Vegetariern zu tun, erfuhr ich. Nach diesen Sessions hatte ich auch auf dem Klo wirklich keine schöne Zeit. Ich bekam von unserem Hausarzt ein homöopathisches Medikament namens dysto-loges verschrieben. Nach einiger Zeit ging es mir besser und die Reflexzonenmassage war nicht mehr notwendig. Diese Tabletten zur Stärkung des vegetativen Nervensytems habe ich zu einem späteren Zeitpunkt in meinem Leben noch einmal ausprobiert, leider erfolglos.

Montag, 28. September 2015

Intro


Hallo. Dies ist ein Blog über mein Leben mit dem Reizdarmsyndrom, auch bekannt als "psychosomatisch funktionale Darmstörung" oder auch "Darminius Krawalli", wie ich den Kameraden gerne nenne. Ich lade alle selbst betroffenen Menschen und auch Neugierige herzlich ein, meine Erlebnisse und Erfahrungen mit mir zu teilen. Ich mache das hier nicht, um endlich mal anständig zu jammern (das erledige ich gerne bei Ärzten, bei meinen Eltern und auf dem Klo) und auch nicht, weil ich aufgrund mangelnder Freizeitaktivitäten etwas gegen mörderische Langeweile tun will. Ich erzähle über diese Erkrankung und ihre Folgen, um anderen die Möglichkeit zu geben, sich selbst wieder zu erkennen und vielleicht Neues zu entdecken. Hier gibt es keine Missionierung im Sinne von "richtigem" Verhalten, Ernährungstipps oder dem ultimativen Medikament (falls jemand das gefunden hat, BITTE an mich weiter senden, danke!). Ich versuche lediglich, über das Schreiben zu vermitteln, welche unterschiedlichen Wege ich bisher gegangen bin und wie ich immer wieder, auch aufgrund eines ziemlich schrägen Humors, das Stehauf-Männchen gespielt habe. Also erwartet keine Patentlösungen und  keine medizinischen Abhandlungen. Stattdessen wünsche ich Euch viel Spaß und mit Glück ein paar Erkenntnisse beim Lesen.